Steuerungsmodul – Ruhrbahn testet Fahrtreppentechnik

Seit Ende April ist ein von der Münchner Verkehrsgesellschaft eigens entwickeltes Steuerungsmodul in einer Ruhrbahn-Fahrtreppe am Essener Hauptbahnhof im Testbetrieb. „Ich bin wirklich begeistert von dem Münchner Modul“ – Jörg Brand ist Abteilungsleiter Technische Gebäudeausrüstung und sitzt mir gegenüber und ich glaube ihm jedes Wort. Und das, obwohl ich nicht wirklich weiß, wofür ein Steuerungsmodul in einer Fahrtreppe von Nutzen ist. Und was das mit den Münchner Kollegen zu tun hat. Aber das klärt sich gleich auf.

Steuerungsmodul aus München zum Test in Essen

Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat damit begonnen, ihre Fahrtreppentechnik umzurüsten und auf selbst entwickelte Steuerungsmodule umzustellen. Die Entwicklung dauerte drei Jahre. Seit zwei Jahren sind die hauseigenen Module in München im Einsatz.

Eine Fahrtreppe besteht zu einem großen Teil aus Elektronik. Das Steuerungsmodul regelt über einen Frequenzumformer die Geschwindigkeit und die Laufrichtung, sowie das Abbremsen der Fahrtreppe. Dazu übernimmt es die Fehlstufenüberwachung (ja, genau, richtig gelesen, falls mal eine Stufe rausfällt), überwacht den Gleichlauf von Hand- und Stufenlauf, kontrolliert auch den Handlauf-Einlauf und überwacht noch viele Sicherheitseinrichtungen mehr. Ist es defekt, und muss repariert oder gar ausgetauscht werden – dann wird’s richtig teuer. Nur eine Platine kostet allein bis zu 10.000 Euro! Da es sich teilweise um Spezialanfertigungen handelt, ist eine Wartezeit von etwa zwei Monaten auf die Lieferung auch noch vorprogrammiert. Denn die Steuerungsmodule werden vom Hersteller/Betreiber der Fahrtreppen entwickelt. „Jede Störung, jeder Ausfall heißt, dass die Fahrtreppe unseren Kunden nicht zur Verfügung steht.“ Das weiß auch Jörg Brand.

Fahrtreppen-Umbau in Eigenregie

Sein Wunsch könnte mit dem Modell München nun Wirklichkeit werden. Brand und Co. haben das Modul bei der MVG gekauft und programmieren lassen. Und versprechen sich eine erhöhte Verfügbarkeit der Fahrtreppen und Unabhängigkeit von der Industrie. Hersteller von Fahrtreppen würden dann bei einem Neuanlagenkauf genau dieses Modul einbauen. Denn: eine Fahrtreppe ist 25 bis dreißig Jahre im Durchschnitt in Betrieb. Dazwischen werden durch die Hersteller neue Modellreihen entwickelt, jede Reihe erhält dann auch ein neues, anderes Steuerungsmodul. In Essen sind zum Beispiel so nun ca. 15 verschiedene Modelle im Einsatz. Das würde dann wegfallen.

Ein wirkliches Hilfsmittel – wenn sie funktioniert! Eine der Ruhrbahn Fahrtreppen – hier am Berliner Platz.

Die Fahrtreppe am Hauptbahnhof läuft seit dem Einbau des Münchner Moduls störungsfrei. Jörg Brand ist positiv überrascht: „Normalerweise kommen mit dem Einbau eines neuen Moduls gleich die Kinderkrankheiten hinterher. Bei diesem hier nicht!“ Und erstmalig haben die Kollegen der Fahrtreppen-Werkstatt in Eigenregie einen Umbau durchgeführt. Vorher waren sie zwei Tage lang in München, um sich vor Ort von den Kollegen der MVG intensiv schulen zu lassen. Zurück in Essen und mit den Unterlagen im Gepäck haben sie dann gleich den Praxis-Test absolviert: die Fahrtreppe geöffnet, die Stufen ausgebaut, die gesamte Elektrik rausgenommen und alles wieder neu verkabelt und zusammengebaut. „Das hat richtig gut geklappt, da muss ich hier ein dickes Lob loswerden. Und auch die Zusammenarbeit mit den Münchner Kollegen war hervorragend.“ Jörg Brand lächelt echt begeistert.

Wie geht es jetzt weiter, Herr Brand? „Zunächst läuft der Testbetrieb noch bis zum Jahresende weiter. Sollte das Münchner Modell sich bewähren, dann werden unsere Fahrtreppen sukzessive umgerüstet. Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Umbauzeiten und damit die Ausfallzeit so kurz wie möglich zu halten.“

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Sylvia Neumann

07.11.2017