EVAG-Nacht: Sechs Tonnen Fahrtreppe am Stück

Am U-Bahnhof Berliner Platz sind alle Fahrtreppen peu à peu ausgebaut und erneuert worden. Die nächtlichen Aktionen betreute Projektleiter Uwe Pokladnik. Bei der letzten Fahrtreppenerneuerung habe ich ihm über die Schulter schauen dürfen.

Uwe’s Sachgebiet heißt hier bei der EVAG „Technische Gebäudeausrüstung“ – und das beinhaltet auch den Ein- und Ausbau von Fahrtreppen und deren Koordination und Überwachung. Wirklich gewusst habe ich selbst das nicht – denn so häufig kommt das ja nicht vor. Im Schnitt hält eine Fahrtreppe 25 Jahre durch, bevor sie ausgetauscht werden muss.

Uwe erwartet mich schon am späten Abend am Berliner Platz und ich glaube, er schmunzelt ein wenig über mich. Zu groß sind wohl meine erstaunten  Augen, die gleich am schweren Gewerk verharren. Fasziniert blicke ich auf Haken, Ketten, riesige Werkzeugteile. Und auf eine Gruppe von arbeitenden Menschen. Beeindruckt bin ich auch von der nächtlichen Ruhe und einer fast schon entspannten Betriebsamkeit. Jeder hier weiß genau, welcher Handgriff als nächstes ansteht, das ist mal sicher. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit stehen Kran und Schwertransporter am nächtlichen Berliner Platz, um die riesigen Stücke Fahrtreppen-Metall zu heben und zu transportieren. Sie sind nun Schrott. Ihr Schrottwert wird mit dem Kaufpreis der neuen Treppen verrechnet. Die Neuen sind dieses Mal von Thyssen-Krupp. Das passt, finde ich. Befindet sich doch die Zentrale des Konzerns keine zwei Kilometer vom Berliner Platz entfernt.

Sechs Tonnen Stahl am Stück

Uwe Pokladnik stimmt sich kurz mit den Arbeitern ab. Das erste Teilstück hängt am Haken und fliegt gleich über uns drüber Richtung Schwertransporter. Boah, ich bin erneut fasziniert. Aber so langsam muss ich mal ein paar Einzelheiten erfahren, Uwe! „Das sind ja doch sehr große Teile, wenn man sie so ohne Ummantelung sieht. Was wiegt eine davon? Und wie teuer ist so eine Fahrtreppe? Wie lange dauert der Aus- und Einbau?“

Uwe nimmt mein Fragen-Bombardement gelassen, beobachtet die über uns schwebende alte Fahrtreppe und gibt mir dabei meine Antworten: „ Also, eine Treppe dieser Größe wiegt etwas sechs Tonnen. Die hängen gerade da oben am Autokran über uns. Die neue Fahrtreppe kostet rund 306.000 Euro, und insgesamt vier Wochen – plusminus – dauern Ausbau und Einbau. Dann kommt der TÜV und überprüft die Sicherheit der neuen Fahrtreppe. Ist alles in Ordnung, machen wir eine zweite Bauabnahme. Stimmt da alles, dann geht die Neue sofort in Betrieb.“

„Weil es Fahrtreppe heißt“

18 Fahrtreppen befördern täglich 40.000 Fahrgäste am und im U-Bahnhof Berliner Platz. Und warum darf ich nicht Rolltreppe sagen, wie alle das tun? „Weil es Fahrtreppe heißt.“ Uwe grinst, und ich auch. Das kann ich mir gut merken. Danke, Uwe!

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Sylvia Neumann

22.03.2017