Ruhrbahn-Technik: Mit Fett gegen Kurvenquietschen

Die Gleisschleife an der Essener Finefraustraße. Hier wurde eine neue Schienenkopfbenetzungsanlage (SKB) programmiert und in Betrieb genommen. Die neue Anlage wird an den vorgesehenen Öffnungen eine definierte Menge an Fett herausdrücken. Und das bei jeder Überfahrt, sodass der Gleisbogen hauchdünn gefettet bleibt. Die Finefraustraße ist eine von derzeit 29 stationären Schienenkopfbenetzungsanlagen, die bei der Ruhrbahn in Betrieb sind.

Das Fett hilft gegen Kurvenquietschen

Jedes Jahr folgen drei neue Anlagen, bis alle Problemstellen ausgerüstet sind. Dann hat es sich ausgequietscht. Das Quietschen kann in Gleisbögen entstehen, wenn Rad und Schiene sich im Kurvenradius bei Trockenheit aneinander reiben. Dieser sogenannte „Stick-Slip-Effekt“ ist kein neues Phänomen. Allerdings ist bei unseren modernen Niederflurfahrzeugen einiges an Technik und somit Gewicht auf das Dach gewandert, so dass die Kurvenneigung erhöht ist und nun vermehrt für das Quietschen sorgen kann. Das führt dann bei den Anwohnern zu wenig Verständnis und beim Material zu erhöhtem Verschleiß. Durch die Verringerung des Lärmpegels und des Verschleißes ist dann allen geholfen, den Anwohnern und der Ruhrbahn.

Fett wird über Schlauchsystem gepumpt

Vor dem Gleisbogen wird an jeder Schiene eine Schmierstrecke installiert. Dafür wird der Schienenkopf mit Bohrungen versehen, an denen Fett austreten kann. Ein Radsensor im Gleis erfasst das Schienenfahrzeug und gibt einen Impuls an die Steuerung und das Fett wird sofort aus dem Fettbehälter über ein Schlauchsystem in die Schmierstrecke gepumpt. Die Radreifen der Fahrzeuge verteilen das Fett über den gesamten Gleisbogen und erzeugen so den gewünschten Schmierfilm. Dabei muss eine Überfettung verhindert, aber ein gleichmäßiger Schmierfilm erzeugt werden. Zuviel Fett würde die Bremswirkung der Tram beeinflussen, zu wenig Fett die Geräuschimmission nicht senken. Das System überwacht, ob noch genug Schmiermittel im Tank ist. Über die Software  bekommen wir dann eine Meldung, das aufgefüllt werden muss. Mit genügend Zeit dazwischen, damit unsere Fachabteilung rechtzeitig reagieren kann.

Überfettung nahezu ausgeschlossen

Ein Monitoring-System überwacht und protokolliert jeden Vorgang der SKB-Anlagen. Der aktuelle Zustand wird mittels eines Ampelsystems zusätzlich auf einem Live-Ticker in der Werkstatt unseres Fachbereiches angezeigt, so dass hier frühzeitig auf mögliche Fehler reagiert werden kann. Bei einer Überschreitung der vorgesehenen Pumpenlaufzeit wird die Anlage automatisch abgeschaltet. Und erst wenn Mitarbeitende die Anlage vor Ort entstört haben, kann diese wieder in Betrieb genommen werden. Eine Überfettung ist somit nahezu ausgeschlossen.

 

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Sylvia Neumann

16.03.2022