EVAG-Brandschutz-Konzepte: Teil 2 – die Rettungswege müssen sicher sein!
Mein Informant Jörg Brand ist Abteilungsleiter Technische Gebäudeausrüstung und zuständig für den anlagentechnischen Brandschutz bei der EVAG. Brand und seine Leute müssen die Anlagen so anordnen, errichten, ändern und instand halten, dass bei einem Brand der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorgebeugt wird. Im ersten Teil hat er mir erklärt, wie sein Team und er dafür sorgen, dass die Ausgänge in unseren Bahnhöfen im Falle eines Brandes rauchfrei bleiben.
Im Teil 2 geht es unter darum, wie die Flucht- und Rettungswege in den U-Bahnhöfen im Brandfall rauchfrei bleiben und Brandlasten minimiert werden. Brandlasten – das sind brennbare Materialien, die bei einem Brand Rauch oder Wärme entwickeln. Zum Beispiel Dämmstoffe oder Kabel. Liegen diese brennend und schmorend im Weg, ist der Weg nach draußen nicht mehr sicher. Das sollte er allerdings sein – damit jeder, der seinen Weg raus sucht, ausreichend Zeit dafür bekommt und die Feuerwehr noch die Möglichkeit hat, einen Löschangriff durchzuführen.
Jörg Brand: „Unsere Aufgabe ist es, die Brandlasten in unseren öffentlichen Bauwerken zu minimieren. Im Brandfall müssen die Flucht- und Rettungswege frei und sicher sein.“
Kabel und Löcher in Decken und Wänden
In den Bahnhöfen sind Unmengen an Kabeln verbaut. Die meisten sind für uns unsichtbar, einige sind an den Wänden zu sehen. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Kabel nur noch dann offen liegen dürfen, wenn sie für den Betrieb der Rettungswege im Brandfall notwendig sind. Alle anderen müssen so verkleidet sein, dass sie für niemanden auf seiner Flucht eine Gefahr darstellen.
In den Decken und Wänden der U-Bahnhöfe sind alle ca. 1.000 Brandschutzklappen durch motorisch betriebene ersetzt worden. Sobald die Brandmeldeanlage detektiert, also Rauch meldet, gehen die Klappen zu. Hierdurch werden Lüftungsöffnungen und –kanäle dicht geschlossen und der Rauch bleibt dort, wo er entstanden ist.
Um die Durchführungen von Wand- und Deckendurchbrüchen für Installationsleitungen( Kabel und Rohre, und auch Heizungsrohre) zu verschließen sind diese durch Brandabschottungen abgesichert. Sie sorgen dafür, dass der Rauch eingesperrt wird und es zu keiner Ausbreitung des Feuers in benachbarte Brandabschnitte kommt. Von diesen Brandabschottungen sind in den Essener U-Bahnhöfen einige 1.000 Stück verarbeitet. Bei einer aufkeimenden Beflammung hält ein Schott bis zu 90 Minuten durch.
Die Motorisierten – Fahrtreppen und Aufzüge
„Bitte: im Brandfall sollte sich niemand in einem Aufzug verkriechen“, Brands Stimme klingt besorgt. „Das hilft nicht weiter.“ Durch die Rauchentwicklung könnten die Lichtschranken der Aufzugstüren beeinträchtigt werden, so dass die Türen nicht schließen und der Rauch in die Kabine eindringen kann.
Mittlerweile sind einige Aufzüge, die sich gleich auf dem Bahnsteig befinden, extrem gegen Hitze abgesichert. „Eine brennende Bahn könnte quasi direkt neben einem Aufzug stehen – die Scheiben halten etwa 90 Minuten bevor sie zerbersten.“
Alle Aufzüge führen bei einer Alarmierung durch die Brandmeldeanlage eine einzige Evakuierungsfahrt durch – in den meisten Fällen nach oben. „Nach dieser einen Fahrt setzt sich der Aufzug automatisch still“, so Brand.
Riesengroß, aber dennoch hatte ich sie nicht auf dem Schirm beim Thema Brandschutz: die Fahrtreppen! Auch die sind abgeschottet. Die Fahrtreppen liegen in einer Grube, die tiefer ist als die eigentliche Fahrtreppe. Im Brandfall würde der Rauch durch die Fahrtreppe nach oben in den Fluchtweg ziehen. Unter manchen Fahrtreppen sind auch Technikräume untergebracht. Um die Rettungswege rauchfrei zu halten, sind alle Fahrtreppen mit einer Brandschutzverkleidung versehen.
„Mit allem was wir tun – unser oberstes Ziel ist die Möglichkeit der Selbstrettung der Menschen die sich im Bahnhof oder im Gebäude befinden. Das ist das Wichtigste überhaupt.“
Im Teil 3 zum Thema Brandschutz-Konzepte geht es um Fluchtleitsystemen und Löschanlagen.