Wenn es qualmt und riecht – Federspeicherbremsen in den EVAG-Bahnen
In der U-Bahn riecht es verbrannt, Qualm steigt auf und die Fahrgäste werden aus dem Fahrzeug und dem Bahnhof evakuiert. Was zum Teufel ist da los? Die Feuerwehr ist genauso vor Ort wie die Verkehrsmeister und die Werkstatt der EVAG. Gemeinsam macht man sich anhand von Wärmebildkameras ein Bild, ob es irgendwo brennt oder zumindest eine Brandgefahr besteht. Und dann endlich des Rätsels Lösung: der Federspeicher eines Fahrzeugs sitzt fest.
„Die Federspeicherbremse bei einer Bahn ist wie die Handbremse beim Auto“, wusste schon Verkehrsmeister Dirk Wiaczka in unserem vergangenen Blogpost zu berichten. Grund genug, sich das Ding mal etwas genauer anzuschauen:
Damit sich Straßen- oder U-Bahnen bei einem Halt automatisch in einem gebremsten Zustand befinden, werden die sogenannten Federspeicher eingesetzt. Je nach Fahrzeugtyp fungieren sie nicht nur als Haltebremse sondern bremsen auch mit. Die Bremsbeläge werden mittels Federkraft auf eine Bremsscheibe gedrückt. Durch Druckluft oder Hydraulikpumpen werden sie dann wieder gelöst. Die Bremsen werden über die Fahrzeugelektronik gesteuert. Daher kann eine Störung entweder elektronischer Natur sein oder es kann ein Druckverlust vorliegen. Ist eine Leitung oder der Kompressor defekt, sinkt der Luftdruck und die Beläge setzen sich langsam fest.
„Schon bei einer normalen Bremsung erreichen die Bremsen eine Temperatur zwischen 300 und 400 Grad Celsius. Durch die dauerhafte Festsetzung entstehen weitaus höhere Temperaturen, die Beläge fangen an zu überhitzen. Dieser Vorgang sorgt für eine immense Qualmentwicklung und den obligatorischen Geruch“, erklärt Jürgen Podwojewski aus dem Fachbereich „Fahrzeugtechnik Schienenfahrzeuge“.
Da für die Leitstelle zunächst nicht ersichtlich ist, woher der Qualm kommt, wird natürlich auch die Feuerwehr hinzugezogen. Schon bei den ersten Schritten in den Bahnhof riechen die „Expertennasen“ aber, ob es sich um verbrannte Bremsbeläge oder um andere Feuerursachen handelt. Mit Sinneseindrücken alleine lassen sich aber noch keine genauen Prognosen vornehmen. Daher wird vor Ort nach der Ursache geforscht. Sitzen dann tatsächlich ein oder mehrere Federspeicher fest, können diese mittels Notlösepumpen freigesetzt werden. Im Anschluss wird das Fahrzeug in die Werkstatt gefahren oder geschleppt. Dort wird die Fehlersuche weitergeführt. Die Bremsbeläge werden ausgewechselt und wenn nötig auch der Federspeicher, je nach Schadensursache. Danach wird eine ausgiebige Probefahrt vorgenommen.
Aber keine Bange, ein Fahrzeug ist nicht nur von der Federspeicherbremse abhängig. Insgesamt sorgen drei unterschiedliche Bremssysteme dafür, dass die Bahnen zum Stillstand kommen. Die Elektromotorische- oder E-Bremse, der bereits erwähnte Federspeicher und die Schienenbremsen sind bei Bahnen im Einsatz.