Von Gleisen und Schienen bei der EVAG
Die EVAG fährt nicht nur auf der Straße, sondern ziemlich viel auf Schienen. Um genau zu sein: Essen kann 170,6 Kilometer an Schienennetz aufbieten. 86,9 Kilometer sind es in Mülheim und Duisburg fährt auf 130 Kilometern Schiene.
Und jetzt gehen wir mal ins Detail: Das Gleis besteht in der Regel aus sogenannten Schwellen, die hintereinander liegen. Auf diesen wiederum liegen parallel angebrachte Schienen. Aber auch dort gibt es Unterschiede, denn Schiene ist nicht gleich Schiene. Kennt ihr die Situation, wenn ihr mit dem Auto auf innerstädtischen Straßen unterwegs seid und ihr euch den Verkehrsraum mit der Straßenbahn teilen müsst? Ihr fahrt dann entweder kürzere oder auch längere Abschnitte über Gleise, die in den Asphalt „eingelassen“ worden sind und ebenerdig ausschauen. Das sind sogenannte „Rillenschienen“. Der Vorteil der Rillenschiene ist der, dass die Gleiszone im Straßenbereich eingedeckt wird und somit auch für Autos befahrbar ist. Um die Funktionstüchtigkeit der Rillenschiene zu gewährleisten, muss sie regelmäßig mittels Hochdruckreinigern und Schienensaugwagen gereinigt werden.
Rillenschiene und Vignolschiene
Die Rille in den Schienen und eine Aufkantung an der Innenseite der Räder führen die Bahn an der Fahrkante der beiden Schienen. Diese Aufkantung an der Innenseite der Räder nennt man Spurkranz.
Der Spurkranz passt mit etwas Spiel in die Vertiefung der Rillenschiene und daher muss eine Straßenbahn im Gegensatz zum Auto auch nicht gelenkt werden. Das Gewicht der Fahrzeuge liegt dabei auf dem breiten, äußeren Teil des Rades, das auf der Lauffläche der Schiene rollt. Das ist übrigens der Grund dafür, dass der obere Schienenteil immer metallisch glänzt.
Ist der Bahnkörper aber vom Individualverkehr separiert, wie es zum Beispiel im Tunnel oder bei einem Bahnkörper außerhalb der Straße der Fall ist, nennt man diesen Schienentyp „Vignolschiene“.
Das Zusammenspiel von Rad und Schiene funktioniert hier ähnlich. Allerdings muss die Gleiszone bei unabhängigen Bahnkörpern nicht befestigt werden, daher ist auch keine Rille nötig. So liegt der Spurkranz an den Innenseiten der Schienen an und die Bahnen bleiben in der Spur. Sind die Laufflächen der Schienen beispielsweise durch Brems- und Anfahrtsvorgänge mit kleinen Riefen oder Dellen versehen, werden sie mit einem Schienenschleifwagen wieder auf Vordermann gebracht. Wir berichteten darüber bereits in unserer Herbst-Story.
Meterspur versus Normalspur
Die Infrastruktur in puncto Schienen ist sowohl bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) als auch bei der Mülheimer VerkehrsGesellschaft mbH (MVG) und der Essener Verkehrs-AG (EVAG) ähnlich. Unterschiede gibt es aber in der Spurweite. Während in Duisburg ausschließlich auf „Normalspur“ gefahren wird, kommt in Mülheim und Essen noch die „Meterspur“ hinzu. In Duisburg fuhr man nördlich der Ruhr zunächst auf der Meterspur. Südlich der Ruhr wurde bereits auf Normalspur gefahren. 1951 gab es dann eine „Umspurung“ im nördlichen Teil von der Meter- auf Normalspur. Weil die Eisenbahndirektion eine Konkurrenzsituation zwischen Straßenbahn und Güterverkehr vermeiden wollte, entschied man sich weitestgehend für die Meterspur. Im mittleren Ruhrgebiet entstanden fast ausschließlich Betriebe, die auf die Meterspur setzten. Die unterschiedlichen Spurbreiten machten es allerdings schwer, durchgehende Verkehrsbeziehungen einzurichten. Als dann in den 70er-Jahren der Ausbau des Stadtbahnnetzes voranschritt, kam die Normalspur auch nach Essen. Mülheim fuhr bereits in den 60er-Jahren darauf. Und um es historisch ganz korrekt auszudrücken: Bereits im Jahr 1888 fuhr eine Vorgängerin der Linie 901 zwischen Duisburg Hauptbahnhof und Broich auf der Normalspur.
Manchmal fallen auch Gleise ins Auge, die aus drei Schienen zu bestehen scheinen. Klaus Dylewski, Leiter Arbeitsvorbereitung bei der EVAG, klärt auf: „Einige Streckenabschnitte, wie z.B. in Essen der Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Martinstraße, sind mit einem sogenannten Dreischienen-Gleis ausgestattet. Hier können sowohl Meterspur- als auch Normalspurfahrzeuge verkehren.“
Eines aber haben alle Bahntypen gemeinsam: Sie werden mit einer Power von 750 Volt Gleichspannung angetrieben. Die Antriebsenergie wird über die Stromabnehmer zu den Fahrzeugen übertragen. Wer einmal genau hinschaut erkennt, dass die Oberleitungen nicht parallel zu den Schienen verlaufen, sondern im Zick-Zack gespannt sind. Das hat auch einen guten Grund. So nutzen sich die bereits erwähnten Stromabnehmer gleichmäßig ab und ein Einschneiden des Fahrdrahts in den Stromabnehmer wird verhindert. Die Federn an den Stromabnehmern sorgen für Beweglichkeit in der Höhe und dafür, dass stets Kontakt zur Oberleitung herrscht. Kein Kontakt, keine Fahrt.