Sauberkeit an Haltestellen, in Bussen und Bahnen: Mittelmäßig sauber

Das Reinigungsteam der Entsorgungsbetriebe Essen sorgt an der Prommenade des Baldeneysees f¸r Sauberkeit.

Essen unterwegs – damit hat die EVAG ein dickes Problem

Eine Drei ist ja eigentlich gar keine so schlechte Note. Befriedigend. Mittelmäßig. Und in Mathe und Physik, wie ich finde, durchaus passabel, vielleicht sogar eine stramme Leistung, aber in Sauberkeit und Ordnung? (Der Seele aller Dinge, wie die Ungarn zu sagen pflegen.) Nein. Beim jüngsten Bürgerbarometer (NRZ-Umfrage zur Zufriedenheit der Essener mit ihrer Stadt) hat sich die Note für Sauberkeit in Bus und Bahn sogar um vier Prozentpunkte verschlechtert – auf 3,07. Warum, Herr Frei? „So richtig erklären kann ich mir das auch nicht – nach wie vor geben wir jährlich 1,8 Millionen Euro für die Reinigung an Haltestellen sowie in Bussen und Bahnen aus. Und auch an den Intervallen haben wir nichts geändert“, antwortet der Pressesprecher der EVAG.

Geputzt wird täglich

Wie sehen die Intervalle aus? In den Bussen sorgt täglich eine Putzkraft für die sogenannte Durchlaufreinigung (fegen, Müll auflesen, durchwischen). Von montags bis samstags wirbeln zusätzlich fünf Putzkräfte durch die Busse: Sie saugen und wischen die Böden und putzen die Scheiben von innen. Eine weitere Kraft ist ausschließlich für die Grundreinigung zuständig – jeder Bus wird einmal im Quartal gründlich von innen gesäubert. Bei jeder zweiten Grundreinigung werden auch die Sitzpolster gereinigt. Sonderreinigungen gibt es nach größeren Instandsetzungsarbeiten, nach Fußballspielen und bei Vandalismus sowieso.

Auch bei den Bahnen sieht es nicht großartig anders aus: jeden Tag Durchgangsreinigung, alle zwei Tage Innenreinigung (u.a. Fenster putzen, Haltestangen abwischen). Täglich werden obendrein zwei Bahnen grundgereinigt – bei 90 Straßenbahnen erhält eine Bahn demnach alle sechs Wochen eine Grundreinigung.

Die hauseigene Waschhalle wäscht bio

Und außen? Die Bahnen kommen alle zwei Tage in die hauseigene Waschstraße. Die U-Bahnen einmal pro Woche, die Busse mindestens zweimal, bei Bedarf sogar häufiger. Selbst bei Minusgraden werden wenigstens die Front- und Heckscheiben geputzt.

Auch Müll an den Haltestellen gehört zum Alltag der EVAG. Manchmal sogar Sperrmüll. Die oberirdischen Haltestellen reinigt die EBE – einmal pro Woche. Im Untergrund hält die EVAG ihre Bahnhöfe sogar täglich sauber.

„Unsere neuen Waschanlagen in den Betriebshöfen in der Schweriner Straße und an der Ruhrallee sind übrigens sehr umweltfreundlich – ein Großteil des Wassers wird dank Wasserspeicher und biologischer Aufbereitung mehrmals wieder verwendet; wir kommen mit vier Prozent Frischwasser aus“, erklärt Herr Frei.

Nicht sauber: Essen und Trinken unterwegs

Schön. Aber bitte nicht vom Thema ablenken. Warum ist die Note für Sauberkeit bei einer solchen engmaschigen Reinigung dann nicht besser? „Eine mögliche Erklärung: Das Essverhalten unserer Fahrgäste hat sich verändert. Die To-go-Kultur – dieses Essen und Trinken unterwegs – produziert einfach mehr Schmutz und Müll, und der landet in unseren Bussen, in unseren Bahnen, an unseren Haltestellen“, mutmaßt Herr Frei.

Und vermutlich hat er Recht: Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) werden stündlich allein 320.000 Pappkaffeebecher weggeworfen – in Essen findet sich ein Großteil dummerweise nicht im Müll, sondern bei der EVAG wieder. Und dann wären da noch die leidigen Pistazien; sie verschmutzen zwar nicht die Umwelt, „machen uns aber das Leben schwer. Wir kämpfen gegen die Schalen in Bus und Bahn, zwischen den Sitzen, auf dem Boden, ach, überall“, seufzt Dirk Holl, Leiter des Betriebshofes Stadtmitte.

 

Eine Antwort zu “Sauberkeit an Haltestellen, in Bussen und Bahnen: Mittelmäßig sauber”

  1. Tim Bach sagt:

    Ein interessanter Artikel, der die Herausforderungen der EVAG bei der Aufrechterhaltung der Sauberkeit in Essens öffentlichen Verkehrsmitteln aufzeigt. Trotz hoher Ausgaben und regelmäßiger Reinigungsintervalle bleibt das Problem bestehen, was auf das veränderte Essverhalten der Fahrgäste und die zunehmende To-go-Kultur zurückzuführen ist. Die detaillierte Beschreibung der Reinigungsprozesse und die umweltfreundlichen Maßnahmen der Waschhallen sind beeindruckend. Dennoch zeigt die Verschlechterung der Sauberkeitsbewertung, dass hier noch Handlungsbedarf besteht. Ein guter Einblick in die oft unsichtbare Arbeit, die hinter dem Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel steckt!

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Manuela Raudasch

15.12.2015