Ruhrbahn – so what?

Als 1954 die damalige Süddeutsche Eisenbahngesellschaft (SEG) in Essener Verkehrs-AG (EVAG) umfirmiert wurde, haben die Essener noch lange danach von „der Süddeutschen“ gesprochen, wenn sie eigentlich die „EVAG“ meinten. Mit der Generation der Babyboomer ab den 60er-Jahren musste sich das Verkehrsunternehmen an einen anderen Zungenschlag gewöhnen: Klappte es mit der Dienstleistung nicht so wie erwartet, wurde aus „EVAG“ schnell mal „E-f**k“. Diese für mich als langjährigen Mitarbeiter schmerzliche Schmähung wurde mir zuteil, als ich vor Jahren in der Lichtburg bei einer Veranstaltung die EVAG vertrat. Auftritt des Bochumer Comedian Hennes Bender: Nachdem er das Publikum mit seinem Brachialhumor bekannt gemacht hatte, verfiel er auf das Thema Nahverkehr. „Wenn der Bus das nächste Mal zu spät kommt, dann ruft einfach E-f**k. Den schenk‘ ich euch“, wanzte sich Bender ans Publikum ran. „Der ist uralt, du Bochumer Hinterwäldler. Erzähl lieber mal was Neues“, hätte ich am liebsten gerufen. Tat ich aber nicht. Ich saß nur da in Hohngelächter mit Schlips und Kragen und lernte: Namen bedeuten was.

Und jetzt Ruhrbahn?

Mal ehrlich, wenn sich für uns Kunden (auch ich bin Kunde meines Unternehmens) nichts ändert, was soll dann der Aufwand?

Die Ruhrbahn ist zunächst einmal ein Symbol. Ein Symbol dafür, dass unsere Städte doch kooperationsfähig sind und bereit, einen Teil ihrer Unabhängigkeit und Selbstverwaltung aufzugeben. Das sind hohe Güter, die sich die zu Wohlstand gekommenen Städte im Mittelalter von Königen und Fürsten abgerungen hatten. Die Selbstverwaltung führte im späteren Ruhrgebiet dazu, dass 53 Städte und Gemeinden 27 Verkehrsunternehmen betrieben und betreiben. Seit Ruhrbahn eins weniger. Ein Anfang.

Die Ruhrbahn ist aber auch ein Versprechen. Ein Versprechen für eine smartere Mobilität in der Region. Mit „Essen Mobil“ zum Beispiel, mit der App, die auch Bike- und Carsharing kann und die sich individuell konfigurieren lässt, wenn ich zum Beispiel eingeschränkt bin und keine Treppen steigen kann. Oder die erste Mobilstation in Essen am Landgericht. Ganz egal, wie ich unterwegs sein will, dort ist alles vor Ort. Und das ist erst der Anfang.

Die Ruhrbahn wird sich damit beschäftigen müssen, wie sie besser und effektiver die individuellen Mobilitätsbedürfnisse von uns Bürgern bedient. Zum Beispiel mit dynamischen On-Demand-Angeboten. Der fixe Fahrplan an der Haltstelle ist eigentlich heute schon Schnee von gestern, viel wichtiger wäre es doch zu wissen, wann der Bus wirklich kommt.

Und dann ist da ja noch…

… die Elektromobilität, das autonome Fahren, die ganzen Konsequenzen, die uns die Digitalisierung sonst noch bescheren werden, von denen wir teilweise noch gar nichts ahnen. Die Ruhrbahn wird sich mit diesen Themen befassen und ihren Städten Lösungen vorstellen – smarte Lösungen für smarte Städte.

Am 1. September machen wir uns auf den Weg.

Bin unterwegs.

Eine Antwort zu “Ruhrbahn – so what?”

  1. D.Gerhard sagt:

    Dieser Weg wird ein weiter sein…..

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Nils Hoffmann

31.08.2017