Ode an die Pufferküsser, Teil 2 – Interview

Ode an die Pufferküsser, Teil 1

Marc-René Fries, Hendrik Hagemann und Moritz Lötzgen (von links) sind ausgewiesene ÖPNV-Experten.

Hier im zweiten Teil unserer „Ode an die Pufferküsser“ stellen wir euch Marc-René Fries (17), Hendrik Hagemann (17) und Moritz Lötzgen (23) im Interview vor:

EVAG: Moritz, Hendrik und Marc-Renè, wie geht ihr damit um, wenn man euch und Gleichgesinnte als „Pufferküsser“ tituliert?

Moritz: Ich habe letztens auf RTL einen Beitrag zu „gastrosexuellen“ Männern gesehen. Das sind Kerle, deren Leidenschaft das Kochen ist und die sich ihre Küche mit High-Tech-Küchengeräten vollstellen. Das ist im Prinzip ähnlich wie unser Hobby, nur eben im Hinblick auf ein anderes Themenspektrum.

EVAG: Das hört sich danach an, als steht ihr voll und ganz hinter eurem Hobby …

Marc-René: Klar, sonst würden wir es ja nicht betreiben. Ich wohne direkt an einer Haltestelle und habe auch die Bahnstrecke im direkten Sichtfeld. Daher betreibe ich mein Hobby schon von frühester Kindheit an.

EVAG: Was heißt das konkret?

Hobby von Kindesbeinen an

Marc-René: Na ja, so mit drei oder vier Jahren habe ich angefangen und jetzt verfüge ich über einen sehr reichlichen Erfahrungsschatz.

Hendrik: Ich hatte schon immer zahlreiche Möglichkeiten, zur Schule zu kommen. Daher kannte ich nach relativ kurzer Zeit die Fahr- und Umlaufpläne der entsprechenden Linien.

Moritz: Bei mir ging das so nach der Grundschule los. Die erreichte ich mit dem ÖPNV immer ziemlich bequem. Das erste Mal bewusst „klick“ hat es bei mir gemacht, als die erste Generation der Spurbusse auf der 190 fuhren.

EVAG: Wie weit treibt und betreibt ihr denn euer Hobby?

Marc-René: Es gibt auch bei uns ÖPNV-Fans unterschiedliche Charaktere. Ich genieße mein Hobby, kenne natürlich auch ein paar Fahrer, stalke sie aber nicht. Damit ist nämlich keinem geholfen, die Fahrer sind genervt und wir können unserem Hobby dann nicht mehr nachgehen.

Hendrik: Manchmal bin ich zehn Stunden auf dem Bus unterwegs und manchmal fahre ich eine Woche gar nicht. Wenn ich aber unterwegs bin und ich bemerke Unsicherheiten bei anderen Fahrgästen, dann unterstütze und helfe ich gerne. Generell verfolgen wir eine gute Intention mit der Ausübung unseres Hobbys.

Foto Messe Gruga

Moritz Lötzgen ist leidenschaftlicher Fotograf und teilt seine Bilder in Forto-Communities. Hier zu sehen: Messe / Gruga. (Foto: M. Lötzgen)

Moritz: Ich bin eher so der klassische Fotograf. Ich mache Fotos von Fahrzeugen und treibe mich in Foto-Communitys herum. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich den SPNV (Schienenpersonennahverkehr) auch ziemlich interessant finde. So Dieseltriebwagen haben schon was …

Marc-René: Da kann ich nur zustimmen – SPNV interessiert mich auch.

Hendrik: Ich habe auch eine Modelleisenbahn und bin im Modell-Eisenbahn-Club Essen aktiv.

EVAG: Ich habe immer gedacht, ihr wärt noch einen Ticken „nerdiger“. Es soll ja Leute geben, die so Bussimulationen spielen …

Marc-René: Ach, du meinst OMSI, den Omnibussimulator? Klar, den spielen wir auch!

4001 auf dem SB15 am Lehmanns Brink auf dem Weg in die Stadt

Für den Bussimulator OMSI bilden Marc-René Fries und Hendrik Hagemann sowohl Fahrzeuge als auch Landschaften originalgetreu nach. (Foto: Fries & Hagemann)

Hendrik: Marc, weise Thorsten aber darauf hin, dass wir nicht einfach irgendwelche fiktiven Strecken abfahren …

EVAG: Sondern?

Hendrik: Wir bauen die Essener Strecken in Originaltreue nach. Das fängt bei den Straßenverläufen an, geht weiter mit den umliegenden Points of Interests und endet an der originalgetreuen Nachbildung der Haltestellenfahne. Da ergänzen Marc-René und ich uns ganz gut. Ich mach die Strecken und er die Fahrzeuge.

EVAG: Wie jetzt?

Marc-René: Na, die Busse müssen doch die typischen EVAG-Lackierungen haben. Auch die Werbung bzw. Beklebung und sogar Unfallschäden empfinde ich ziemlich realitätsnah nach. Ansagen etc. faken wir auch.

Moritz: Also ein großer OMSI-Fan bin ich jetzt nicht, da bleib ich lieber beim Fotografieren …

EVAG: Das hört sich alles so easy, so begeistert an. Und irgendwie habt ihr noch gar nicht gegen die EVAG gemöppert …

Nicht alles „Friede, Freude, Eierkuchen“

Hendrik: Ach, da gäbe es schon ein paar Dinge, die noch zu verbessern wären. Die EVAG müsste viel mehr Unterstützung von Land oder Bund erfahren. Wenn du ein gutes Angebot haben willst, darf nicht das Verkehrsunternehmen allein dafür aufkommen müssen. Beim ÖPNV hört der Spaß auf, das ist Sparen am falschen Ende!

Moritz: Bei der EVAG gibt es einige Dinge, die ich bis heute nicht verstehe. Das NachtNetz finde ich gut aber tagsüber herrscht in manchen Stadtteilen eine ziemliche Flaute. Ihr fahrt aus meiner Sicht ein Überangebot im Bereich Steele und der Essener Süden ist bis auf die 142 ziemlich unterrepräsentiert. Manchmal erscheint mir auch die Kommunikation etwas intransparent, man hat das Gefühl die EVAG handelt anders als sie eigentlich könnte – Beispiel: Schienenersatzverkehr auf der 107, der nicht bis zum Hauptbahnhof durchfährt. Bei der 105/106 damals ging es ja auch.

EVAG: Käme es für euch infrage, euer Hobby später zum Beruf zu machen?

Hendrik: Nach dem Abi werde ich Verkehrswirtschaftsingenieurwesen an der Bergischen Universität Wuppertal studieren.

Moritz: Ich hätte auch schon Lust darauf Privates und Berufliches zu verbinden, denn ich „opfere“ knapp ein Drittel meines Lebens dem Hobby. Ich habe vor einiger Zeit ein Praktikum bei der Rheinbahn im Kundendialog absolviert. Aufgrund meiner kaufmännischen Ausbildung würde ich gerne in diesem Bereich arbeiten, sofern sich das ergibt. Die Breite an Beschwerdegründen war sehr interessant, weshalb es da auch nie wirklich langweilig oder eintönig wurde.

Marc René: Ich will Busfahrer werden. Das wollte ich schon immer. Die Herausforderung in diesem Job würde mich sehr glücklich machen, es ist ein abwechslungsreicher und spannender Beruf. Ich liebe den Sound des Busses. In Essen haben wir ja ZF-Getriebe. Nachteile wie z. B. Wechselschichten würde ich liebend gerne in Kauf nehmen.

EVAG: Wo würdest du denn gerne fahren?

Marc-René: Vorzugsweise in Essen oder Mönchengladbach. Hier in Essen haben wir sehr gute Anschlüsse und in Mönchengladbach hat man viele Überlandfahrten – nur gibt es da keine Klimaanlagen in den Bussen.

EVAG: Danke Jungs, dass ihr euch die Zeit genommen habt und toi, toi, toi für euren weiteren Berufsweg!

Was habe ich persönlich aus dem Interview mitgenommen? Die Nahverkehrsfans sind keine Freaks, sondern einfach nur nette Typen, die voll und ganz in ihrem Hobby aufgehen. Auch wenn es anfangs anstrengend war, sich mit den detaillierten Kritiken auseinanderzusetzen, so helfen sie uns dennoch regelmäßig dabei besser zu werden. Und deswegen sage ich es offen und meine es ganz ehrlich: Liebe „Pufferküsser,“ bleibt so (kritisch), wie ihr seid! Euer Thorsten

4 Antworten zu “Ode an die Pufferküsser, Teil 2 – Interview”

  1. Justin Paar sagt:

    Hallo,

    Kricht man von den vieleicht die Busse für den Omsi Simulator were echt gut 🙂

    Mit freundlichen Grüßen Evag Fan
    Justin PAAR

  2. Jeremy Baus sagt:

    Hallo liebe EVAG Fans,
    ich bin Jeremy Baus, 19 Jahre alt und ebenfalls ein Busse und Bahnen fan.
    Wohne in der Stadt Essen und würde mich sehr freuen, sich mal zu treffen und sich kennen lernen.

    Bin auch unter meinem Namen Jeremy Baus auf Facebook zu finden.

    Würde mich freuen, wenn ihr mir mal zurück schreibt.

    Gruß Jeremy

  3. Roland sagt:

    Liebe ÖPNV-Fans,
    Ich bin selbst Linienbusfahrer in Essen und hatte bereits das Vergnügen, einen der drei „Pufferküsser“, nämlich Moritz, kennenzulernen. Und nicht nur das. Durch seine unglaublichen Kenntnisse was Streckenverläufe diverser Linien angeht, war er mir netterweise eine große Hilfe, was einen recht kurzfristigen Einsatz im Schienenersatzverkehr anging. Ohne seinen – auch sehr zeitintensiven – selbstlosen Einsatz, hätte ich stellenweise ganz schön in die Röhre geschaut. Moritz, nochmal DANKE dafür.
    Beste Grüße….Roland

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