EVAG-Mobilitätstraining: Der wohl härteste Job in ganz Essen
Eine riesige Nase, Ohren wie die von Dobby, dem Hauselfen aus „Harry Potter“, und Haare, die Pommes verdammt ähneln. Dazu eine löchrige rote Kapuzenjacke, vermackte gelbe Schuhe und eine Körperhaltung, die an Quasimodo erinnert. Darf ich vorstellen? Das ist Tommy. Warum der arme Kerl so aussieht wie er aussieht, hat einen guten Grund: Er hat den wohl härtesten Job in ganz Essen! Tommy ist der Assistent von Gertrud Lüttkenhorst, Verantwortliche für das Mobilitätstraining der EVAG. Seine Aufgabe? Er kommt immer zum Einsatz, wenn es gefährlich wird! Bei einer Vollbremsung zum Beispiel.
Tommy schafft 100 Stürze pro Jahr
Mit 30 km/h steuert Gertrud ihren Bus über den Betriebshof Stadtmitte. Dann tritt sie plötzlich auf die Bremse. Gut drei Meter wird Tommy durch den Bus geschleudert. Dann landet er auf dem Boden – mit dem Gesicht nach unten. Das Blut läuft ihm… Nein, natürlich nicht. Blutig hätte die Situation aber enden können, wenn es eben nicht Tommy gewesen wäre, der da auf dem mittleren Sitz in der letzten Reihe gesessen hätte – ohne sich festzuhalten. Ungefähr 100 Mal im Jahr muss Tommy diese Tortur überstehen – alles für die Schulkinder oder Senioren, die auf diese Weise lernen, wie wichtig es ist, sich während der Fahrt festen Halt zu verschaffen.
Gefahrenzone Toter Winkel
Aber nicht nur im Bus, auch daneben, davor und dahinter lauern Gefahren. Und Tommy kennt sie alle! Besonders unangenehm wird es für den kleinen Stuntman, wenn es regnet. Denn während die Teilnehmer des Trainings bei schlechtem Wetter im Bus bleiben dürfen, muss Tommy raus. Ab in den toten Winkel oder direkt vor den Bus – also genau dorthin, wo er vom Busfahrer nur sehr schlecht bis gar nicht gesehen werden kann. Wie brenzlig das sein kann, musste Tommy bereits am eigenen Leib erfahren. „Normalerweise hole ich Tommy nach der Übung wieder ins Fahrzeug. Einmal habe ich ihn aber vergessen. Als ich nach einer kurzen Pause mit den Schülern losgefahren bin, gab es einen lauten Knall und Tommy lag unterm Bus. Im toten Winkel habe ich ihn einfach übersehen“, erinnert sich Gertrud Lüttkenhorst.
Nach sechs Jahren reif für die Rente
Ja, so ein Arbeitsleben als Assistent hinterlässt Spuren. Wenn Tommy mal nicht im Einsatz ist – also meistens in den Schulferien – gönnt er sich deshalb eine Kur. Von seinen Puppenmacherinnen lässt er sich abgetrennte Körperteile wieder annähen, seine Kleidung flicken und die dicke Farbschicht nachpinseln. Vollständig erholen kann er sich mittlerweile aber nicht mehr. Zu viele Stürze musste er ertragen. Deshalb ist schon bald ist Schluss für Tommy. Nach sechs Jahren Dienstzeit wird der treue Gefährte von seinem Sohn abgelöst. Tommy Junior steht schon in den Startlöchern. Also Hals und Beinbruch, neuer Kollege! Und Tommy: Genieß den Ruhestand. Du hast ihn dir verdient!