EVAG-Misere Aufzug: Schicht im Schacht

An der Haltestelle Bismarckplatz ist die Aufzugnachrüstung schwierig, weil der Aufzugschacht mitten auf der Straße enden würde.

An der Haltestelle Bismarckplatz ist die Aufzugnachrüstung schwierig, weil der Aufzugschacht mitten auf der Straße enden würde.

Sie sind komfortabel, praktisch und für ältere sowie mobilitätseingeschränkte Menschen ein absolutes Muss: Aufzüge. Dennoch gibt es sie nicht an jedem U-Bahnhof in Essen. Und wenn mal ein Aufzug vorhanden ist, ist er außer Betrieb. Höchste Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen.

Kein Platz für Aufzüge

Genau zwei Drittel (zwölf an der Zahl) aller unterirdischen U-Bahnhöfe in Essen sind mit Aufzügen ausgestattet. Soweit so gut, aber was ist mit dem Rest? „Das ist leider nicht so einfach“, weiß Jörg Brand, Abteilungsleiter Technische Gebäudeausrüstung bei der EVAG. „An den U-Bahnhöfen Philharmonie und Universität sind Aufzüge in Planung. Aber an den anderen Stationen wird das Nachrüsten schwierig, weil es oberhalb der U-Bahnhöfe nicht ausreichend Platz gibt, bzw. die Baustatik eine Durchörterung der U-Bahndecke nicht zulässt.“ Eine durchschnittliche Aufzugskabine misst 2,30 mal 1,50 Meter. Hinzu kommt die Einhausung. Damit die Nutzung des Aufzuges aber auch für Rollstuhlfahrer problemlos möglich ist, gilt bei der EVAG: Je größer der Aufzug, desto besser. Unter der Erde ist das meist kein Problem. An der Oberfläche sieht das aber anders aus. An der Haltestelle Bismarckplatz zum Beispiel würde der Aufzugschacht mitten auf der Straße enden, an der Florastraße auf dem 2,50 Meter schmalen Fußweg. Ein Problem, für das auch die Experten der EVAG bislang noch keine annehmbare Lösung gefunden haben.

Die Glasscheiben vieler Aufzüge sind Einzelanfertigungen – wie hier beim Aufzug in Altenessen Mitte. Die Lieferung der Ersatzteile dauert deshalb meist sehr lange.

Die Glasscheiben vieler Aufzüge sind Einzelanfertigungen – wie hier beim Aufzug in Altenessen Mitte. Die Lieferung der Ersatzteile dauert deshalb meist sehr lange.

Vandalismus ist ein Problem

Ebenso problematisch ist das Thema Vandalismus. Regelmäßig werden die 37 vorhandenen Aufzuganlagen im Essener Stadtgebiet von Zerstörungswütigen heimgesucht. Kaugummis auf der Lichtschranke sind da noch das kleinste Übel. „Die häufigste Ursache für technische Störungen sind Tritte gegen die Tür, wodurch sich die Mechanik verzieht“, erklärt Jörg Brand. „Problematisch ist es zudem, wenn die Glasscheiben einer Kabine beschädigt werden. Dann sind wir gesetzlich dazu verpflichtet, den betroffenen Aufzug stillzulegen, auch wenn er technisch noch funktioniert.“ Weil es sich bei den Gläsern darüber hinaus meist um Einzelfertigungen handelt, dauert die Lieferung der Ersatzteile oft mehrere Wochen. Für die Fahrgäste ist dann erst mal Treppensteigen angesagt.

Schicht im Schacht

Ein besonders folgenschwerer – und zugleich widerlicher – Fall von Vandalismus ist das Urinieren in die Aufzugskabine, denn der aggressive Urin greift die Metallteile der Anlage an. Das Resultat: Die komplette Aufzugskabine muss ersetzt werden. Das ist nicht nur aufwendig sondern obendrein teuer. Rund 380.000 Euro muss die EVAG jedes Jahr für die Instandsetzung ihrer Aufzüge aufbringen. Ein großer Teil davon fließt in die Reparatur von mutwillig hervorgerufenen Schäden. Geld, das an anderen Stellen fehlt.

Vandalismus ist eine häufige Ursache für Aufzugstörungen.

Vandalismus ist eine häufige Ursache für Aufzugstörungen.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Jennifer Röder

26.04.2016