EVAG-Lehrwerkstatt: Hannah und Nils bauen einen Prüfstand
Mein Name ist Michelle Augustin und ich habe vor vier Monaten meine Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen: Bestnote in Sachen Ausbildung
Nun bin ich in der Unternehmenskommunikation. Da ich sehr gerne schreibe, wollte ich mich selbst mal an einem Blogartikel versuchen. Gesagt, getan.
Also bin ich heute mit den Azubis Hannah Routhier und Nils Bloemers in der Lehrwerkstatt verabredet. Die beiden absolvieren die 3 ½ jährige Ausbildung zum/zur Mechatroniker/in und sind bereits im dritten Lehrjahr.
Hannah und Nils begrüßen mich herzlich. „Woran arbeitet ihr denn gerade?“, frage ich sie. „Wir bauen ein Hydrogeräteprüfstand.“
Was bitte ist ein Hydrogerät?
Aha, ein Prüfstand für ein Hydrogerät. Ich habe natürlich keine Ahnung, was das ist. Mein Blick muss das verraten haben, denn Hannah lacht: „Den Prüfstand brauchen wir, um reparierte Hydrogeräte der Federspeicherbremsen zu überprüfen. Die Hydrogeräte lösen die Federspeicherbremsen, damit die Straßenbahn fahren kann und drücken sie wieder zusammen, um die Bahn zu bremsen. Das ist natürlich wichtig, da die Bremsen im Ernstfall Leben retten. Jede Niederflurstraßenbahn hat drei verschiedene Bremsen: Die Generatorische Bremse, also die Motorenbremse, die Federspeicherbremse und zusätzlich die Schienenbremse. Zur Überprüfung des Hydrogeräts, das die Federspeicherbremsen löst, benötigen wir den Prüfstand.“
Nils erklärt weiter: „Stell dir mal vor, du sitzt in einer fahrenden Straßenbahn. Wenn das Hydrogerät nicht richtig funktioniert, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Ganz lösen oder gar nicht lösen. Und das entspricht dann einer Vollbremsung der Bahn. Das darf natürlich nicht passieren, also muss vorher eine Probefahrt gemacht werden. Aber wenn für jede neu eingebaute Bremse erst einmal eine Probefahrt gemacht werden muss … Der Prüfstand simuliert daher eine Fahrt, mit allem was dazu gehört. Sanftes und starkes Bremsen; so kann das Hydrogerät, das die Stärke der Bremskraft bestimmt, auf sein Bremsverhalten getestet werden, ohne erst in eine Bahn eingebaut werden zu müssen.“ Da spart man natürlich eine Menge Geld, wenn man das selbst bauen kann. „In zwei Monaten wird der Prüfstand hoffentlich fertig sein.“
Eine Zeichnung hilft meinem schwirrendem Kopf
„Was müsst ihr denn heute machen?“, frage ich. Es folgt eine umfangreiche Erklärung mit allerhand Begriffen, von denen ich Büromensch noch nie etwas gehört habe. Druckanschlüsse, Hydraulik, Pneumatik. In meinem Kopf schwirrt alles. Nils holt eine Zeichnung und erklärt mir Schritt für Schritt, wie ein Hydrogerät und somit der Prüfstand aufgebaut sind.
Heute fertigen die beiden eine Adapterplatte. Dort werden die Anschlüsse für das Ventil einer Bremse und die Sensoren des Hydrogeräts hineingebohrt. Außerdem noch Löcher für die Druckanschlüsse – Hydraulik bedeutet nämlich, dass die Bremsen nur durch Druck arbeiten.
Faszinierend
Wenn der Prüfstand später fertig ist, wird bei jeder Überprüfung alles auf die Adapterplatte geschraubt und dann getestet. Hannah und Nils zeigen mir die bereits halbfertige Adapterplatte. Nun sehe ich fasziniert dabei zu, wie sie in Millimeterarbeit die Löcher für die Druckanschlüsse und das Ventil mit einer Fräs-Maschine fräsen. Hannah misst immer wieder nach: „Ist das Loch hinterher zu groß, muss man alles neu machen. Und man muss auf seine Finger aufpassen.“ Das glaube ich ihr aufs Wort.
Einige Stunden später sind die Löcher alle fertig. Hannah und Nils haben genau gearbeitet und alles passt. Ich bin mir ganz sicher, dass die beiden den Prüfstand rechtzeitig fertigstellen werden und so für ihr Unternehmen Geld einsparen.