EVAG erhöht Ticketpreise: Nicht schuldig!

Nicht schuldigDie Welt braucht immer einen Schuldigen. Ich kann das nachvollziehen. Nur Mütter sind so gütig oder gleichgültig oder blöd und sagen: „Ist mir egal, wer das gemacht hat. Hauptsache, ihr macht es wieder weg. Sofort und auf der Stelle.“

Da hat es die EVAG ungleich schwerer:

  1. Sie hat so viel wegzumachen, wegzufahren, wegzusanieren,
    dass sie gar nicht hinterher kommt.
  2. Sie ist grundsätzlich immer schuld.

Aber: DIE EVAG IST NICHT ALLEIN FÜR DIE TICKETPREISE VERANTWORTLICH – wie viele Essener meinen. Bei 1,60 Euro für eine Kurzstrecke könnte es unter Umständen von Interesse sein, dass der VRR, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, die Preise erhöht. Aber das stimmt auch nicht so ganz. Eigentlich sind die kommunalen Verkehrspolitiker das Zünglein an der Waage. Nicht zu Unrecht. Stellen diese nämlich zusammen mit den Verkehrsunternehmen fest, dass die kassentechnischen Einnahmen nicht die Ausgaben decken (und das tun sie grundsätzlich nie, im VRR-Durchschnitt nur zu 44 Prozent), wenden sie sich an die VRR-AöR, die Anstalt öffentlichen Rechts. Diese Anstalt beauftragt dann ihre Tariffachleute mit der Ausarbeitung eines neuen Preismodells. (Schließlich können die kommunalen Haushalte den ÖPNV nicht allein finanzieren; auch der Fahrgast muss ran.) An diesem großen Verhandlungstisch sitzt auch die EVAG – zusammen mit 37 weiteren Verkehrsunternehmen im VRR.

Chronisch arm und unsexy

Der Preisvorschlag wird schließlich den Verkehrspolitikern der einzelnen Verbundstädte vorgelegt. So sieht es der § 39 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) vor. Stimmt die zuständige Bezirksregierung zu, ist sie schuld, wenn man denn so will und immer noch glaubt, in diesem ganzen Dilemma einen Schuldigen finden zu können. Denn die Sache mit dem ÖPNV und seiner Finanzierung ist ebenso komplex wie kompliziert: Geld fließt aus verschiedenen Finanztöpfen in Bund, Ländern und Kommunen – aber nie genug. Ausgleichszahlungen für Schüler- und Schwerbehindertenbeförderung, Betriebskostenbeihilfen, Defizitausgleiche etc. machen das Finanzierungsgeflecht komplett, aber nicht reißfest. Am Ende landen wir wieder bei der EVAG – sie braucht das Geld. Dringend. Sie ist nicht nur knapp bei Kasse, sondern derart chronisch unterfinanziert, dass sie froh sein darf, wenn sie das derzeitige Niveau halten kann, so der O-Ton des EVAG-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Weber. Arm und unsexy, das ist eine ganz schlechte Kombi. Aber darüber weine ich ein anderes Mal …

Eine Antwort zu “EVAG erhöht Ticketpreise: Nicht schuldig!”

  1. Jürgen F.H. Lideck sagt:

    Das alles ändert nichts daran, dass die Abonnenten immer unproportional stark zur Kasse gebeten werden. Das ist sehr ärgerlich!

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Manuela Raudasch

30.06.2015