Die Ruhrbahn setzt aufs Kasseler Sonderbord

Nein, dies ist kein Artikel übers Essen, sondern über Technik.

Das sogenannte Kasseler Sonderbord ist ein Bus- / Bahnsteigkanten-Stein, das sich optisch ansprechend in die Infrastruktur der Haltestelle einbindet.
Es sorgt im besonderen Maße für Barrierefreiheit in dem er sich an die Busreifen “anschmiegt“, weiß Volker Kleingeist vom Haltestellenmanagement zu berichten: „Fahren unsere Busse eine Haltestelle an, können sie bedingt durch die Formgebung des Bordes reifenschonend und möglichst nah an die Haltestelle heranfahren. Der Abstand (Spaltmaß) vom Fahrzeug zur Steigkante ist so gering, dass ein optimaler barrierefreier Ein- oder Ausstieg möglich ist.

Das liest sich nicht nur gut, sondern es ist es auch. Beispiel Katernberger Markt: Erst kürzlich ist diese Haltestelle barrierefrei ausgebaut worden, mit einem Volumen von rund 1,3 Millionen Euro. Dort wurde u.a. ein Kombi-Bord verbaut, also ein Kasseler Sonderbord, das sowohl für die Buslinie NE2 als auch die Tram-Linie 107 als Steigkante fungiert. Alle Fahrgäste nutzen jetzt einen optimierten barrierefreien Ein- oder Ausstieg in Bus und Tram.
Angefangen vom Rollstuhlfahrer, der Mutter mit dem Kinderwagen, Fahrgäste die auf Rollatoren oder andere Gehhilfen angewiesen sind; Personen mit Reisekoffern, Trolleys oder Einkaufstaschen, usw. – alle haben es jetzt leichter.

Das Kasseler Sonderbord hat aber darüber hinaus weitere, positive Eigenschaften: Es ist bedingt durch seine massive Bauweise und das gewählte Material hochwertig und langlebig. Es zeichnet sich sehr kontrastreich gegenüber dem dunklen Asphalt der Straße ab – seheingeschränkte Fahrgäste profitieren so einmal mehr durch seine bauliche Beschaffenheit. Außerdem ist es rutschhemmend, aufgrund seiner profilierten Oberfläche.

„Überall dort, wo es uns möglich ist, versuchen wir das Kasseler Sonderbord zu verbauen“, sagt Volker Kleingeist, „weil es langfristig gedacht, wirtschaftlich und nachhaltig ist.“ Durch die Bauweise, den großen Steinquerschnitt, das hohe Eigengewicht, sowie die Gründung und Formgebung des Randsteines, ist dieser bestens für die auftretenden Kräfte des laufenden Busverkehres gewappnet.
Durch die markante Anfahrtskehle werden die Reifen geschont, weil die Fahrer die Haltestelle viel genauer anfahren können; das Fahrzeug wird sozusagen von der Anfahrtskehle herangelenkt.

Fährt der Bus passgenau ein, desto geringer ist die Spaltbreite, desto barrierefreier ist der Einstieg.

Das Kasseler Sonderbord überzeugt in allen Punkten für einen Nahverkehrsdienstleister wie die Ruhrbahn. Ob Tram oder Bus, an der Haltestelle trifft der Fahrgast auf das Verkehrsunternehmen und ab da sollte der Einstieg nahezu perfekt sein. Schnell soll der Fahrgastwechsel ebenfalls sein. Deshalb ist die geringe Spaltbreite für alle gut – ob Rollstuhlfahrer oder sonstig mobilitätseingeschränkte Personen und auch für den Fahrplan.

 

Vorreiter Kassel

Der Einsatz niederfluriger Busse mit Einstiegsplattformen zog einen erhöhten Verschleiß der Reifen durch den Kontakt mit dem Bordstein nach sich. Die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft sammelte seit 1994 Ideen zur Behebung dieses Problems mit Hilfe einer Sonderbauform des Bordsteinprofils, kurz „Sonderbord“. Es wurde südlich von Kassel ein Hersteller gefunden, der einen patentierten Profilstein zur Verfügung stellen konnte. Der Bus kann darauf mit seinen Reifen ohne allzu großen Verschleiß auflaufen.  Die Oberseite des Profils ist rutschfest strukturiert und kann dadurch von Blinden und Sehbehinderten gut ertastet werden. Der helle Beton erzeugt einen hohen Kontrast zur Gehwegbefestigung und erleichtert so die optische Erkennbarkeit für Sehbehinderte. Die Möglichkeit zum extrem dichten Heranfahren zusammen mit der Höhe des Bords schaffen optimale Bedingungen, um einen barrierefreien Zugang zum Bus zu ermöglichen. Das „Kasseler Sonderbord“ war geboren.

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Jens Kloth

13.11.2018