Alarm im U-Bahnhof Messe Ost: EVAG-Redakteur im Einsatz

Polizei NRW Spezialeinheiten, SEK, Spezialeinsatzkommando im Auftrag des MIK NRW, Foto: Jochen Tack

Polizei NRW Spezialeinheiten, SEK, Spezialeinsatzkommando im Auftrag des MIK NRW, Foto: Jochen Tack

Das Schrillen wird immer lauter, furchtbar laut. Schlagartig wird mir bewusst, dass es nicht der Wecker ist, sondern mein Rufbereitschafts-Handy. Es ist 23.00 Uhr.

Ich schaue auf das Display und ja, es ist die Leitstelle. Verflixt, um diese Uhrzeit, was kann das sein? Ich schleiche aus dem Schlafzimmer, nehme währenddessen das Gespräch entgegen und ganz langsam formen sich die sehr klaren Worte des Leitstellenkollegen. Herr Kloth, „es ist etwas sehr schreckliches passiert …“

Kurze Zeit später, sitze ich im Rufbereitschaftswagen. Es ist kalt, nix los auf den Straßen. Durch meinem Kopf schwirrt allerhand: letzte Traumfetzen, das Schrillen des Handys und die Worte des Kollegen: Eine Bombe und eine Geiselnahme im Bahnhof Messe Ost. Was er meinte ist wohl ein Terrorangriff, hier in Essen …

EVAG Redakteur im Einsatz

Mein Name ist Jens Kloth, ich arbeite in der Unternehmenskommunikation (UK) der EVAG und ich bin in der Rufbereitschaft – was das ist? Die EVAG muss im Krisenfall die Öffentlichkeit warnen. Das ist mein Job. Ist ein Ereignis eingetroffen, von dem die Behörden und die Öffentlichkeit wissen müssen, greift eine definierte Meldekette im Unternehmen. Ein Ereignis kann beispielsweise sein: ein Unfall mit Personenschaden, ein U-Bahnbrand oder eben ein Terrorakt.

Ok, ein Terrorangriff! Noch bin ich nicht an der Messe, aber ich informiere knapp die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat telefonisch. Mittlerweile erreiche ich auch schon den Brennpunkt. Ich parke mein Auto, ziehe meine EVAG-Warnweste über und atme tief durch – auf geht’s. Mit meinem Ausweis in der Hand haste ich durch straff organisierte SEK und Feuerwehr Trupps, passiere Notärzte und erreiche schließlich die EVAG-Verkehrslenkung und weitere Rufbereitschaftskollegen, die zuständig sind, für Gebäude (Bahnhöfe), Brandschutz und Überwachungstechnik. Ihre Mienen sind düster. Wir nicken uns zu und schon erhalte ich einen ersten Sachstand. Plötzlich wandelt und lockert sich der Gemütszustand meiner Kollegen und sie grinsen breit. Mit offenen Augen und einem ebenfalls offen stehenden Mund nehme ich zur Kenntnis, dass das eine Übung ist. Erleichtert atme ich auf und muss nun auch grinsen. Na ja, besser so, als anders, denke ich. Ich unterrichte schnell die Geschäftsführung und wünsche eine ruhige Nacht – für mich geht die Übung jetzt erst los. 

Polizei NRW Spezialeinheiten, SEK, Spezialeinsatzkommando im Auftrag des MIK NRW, Foto: Jochen Tack

Polizei NRW Spezialeinheiten, SEK, Spezialeinsatzkommando im Auftrag des MIK NRW, Foto: Jochen Tack

Alarm im U-Bahnhof Messe Ost

Ich würde natürlich gerne wieder im warmen Bett liegen, aber seien wir doch mal ehrlich: Wer möchte denn nicht mal bei einer solchen Übung dabei sein und die Jungs vom SEK live sehen? Innerhalb weniger Minuten ist eine atemraubende Logistik mobilisiert worden: Dekontaminationszelte und futuristisch anmutende Ärzteteams arbeiten mit der Antiterroreinheit zusammen wie ein Uhrwerk. Die Geiselnahme in der U11 ist schnell erledigt; Kontamination besteht nicht mehr. Es läuft gut … Das Ziel dieser Übung ist einfach: Wie gut arbeiten die Behörden von Feuerwehr, Polizei und Essener Verkehrs-AG im Notfall zusammen? Funktionieren die Kommunikationswege? Weiß jeder, was er zu tun hat? „Nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch bereiten wir uns fortwährend auf verschiedenste Einsatzsituationen vor. Ein Schwerpunkt der gestrigen und erfolgreichen Übung lag in der Zusammenarbeit zwischen den Essener Spezialeinheiten, der Feuerwehr und der Essener Verkehrs-AG“, sagt Tanja Hagelüken (Pressestelle, Polizei Essen).

Der U-Bahnfahrer war natürlich involviert und hat prima mitgespielt. Es muss für Dritte täuschend echt ausgesehen haben: Die zentral gelegene Messe, ein Hotel direkt am Messeparkplatz – diese  Nacht wird so schnell nicht vergessen werden.

In einem solchen Notfall liegt die Kommunikationshoheit direkt bei der Feuerwehr und Polizei. In diesem Fall sogar nur bei der Polizei, weil sie diejenigen sind, die die Gefahr einschätzen und danach handeln. Feuerwehr und EVAG werden also so eingesetzt, wie es die Polizeileitung für richtig hält. Das ist auch gut so, denn im Zweifelsfall wird unser Leben dadurch geschützt. Während der Übung halten wir steten Kontakt mit der Einsatzleitung.   

Es ist halb drei in der Früh, der Einsatz ist beendet, zumindest für mich. Für mich geht diese Nacht zu Ende. Ich fahre wieder heim und hoffe, dass so etwas eine Übung bleiben wird, alles andere wäre schrecklich. Ich freue mich nun auf mein Bett; denn ich muss ja schließlich gleich wieder zur Arbeit.

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Jens Kloth

01.03.2016