Von Schaltschränken und Blaumännern: Interview mit Azubi Lukas

Am Betriebshof Schweriner Straße befindet sich auch die Lehrwerkstatt der EVAG

Ganze 51 Auszubildende haben wir bei der EVAG. Davon machen die kaufmännischen Azubis, zu denen ich ja auch gehöre, aber nur einen kleinen Teil aus. Die deutlich größere gewerblich-technische Sparte bilden dabei all die Industriemechaniker, Mechatroniker, Elektroniker, Lackierer sowie ein Bauzeichner. Und einer von ihnen ist Lukas, Auszubildender zum Elektroniker für Betriebstechnik im zweiten Lehrjahr. Mit ihm durfte ich mich vor Kurzem treffen, um ein paar Einblicke in seinen Arbeitsalltag zu gewinnen.

„Hey, alles fit?“, begrüßt mich Lukas, als ich mittwochs um 09.00 Uhr in der Lehrwerkstatt am Betriebshof Schweriner Straße aufschlage. Nach einigen gemeinsamen Projekten mit unserem Ausbildungsjahr sind wir längst keine Unbekannten mehr, was sofort für eine freundschaftliche Atmosphäre sorgt. Kurz darauf führt mich Lukas zu seinem Arbeitsplatz – ich sehe eine aufrecht stehende Metallplatte, auf der verschiedene Elemente eines Schaltschranks verbaut sind. Diese sind durch unzählige Kabel miteinander verbunden. Ich muss zugeben: so richtig schlau werde ich daraus nicht. Eher so gar nicht. Aber Lukas anscheinend schon: zielsicher erklärt er mir den Aufbau seines Schaltschranks, während ich damit beschäftigt bin, ihm zu folgen.

Vom Tierarzt zum Elektroniker

Ich frage ihn, wie es zu seinem Interesse für seinen Ausbildungsberuf kam. „Als Kind wollte ich immer Tierarzt werden. Irgendwann habe ich in dem Bereich ein Praktikum gemacht. Plötzlich hat mir der Tierarzt angeboten, auch mal bei der Operation einer Katze mitzumachen. Also mit Aufschneiden und so. Da habe ich gesagt: ‚Ne, lass mal, ich muss mich am Tisch festhalten‘“, erzählt er mir beiläufig. In der Schule hat sich Lukas ansonsten schon immer für Physik, insbesondere für Elektrotechnik interessiert. Ein Studium kam nach dem Abitur aber nicht infrage: „Ich wollte lieber eine Ausbildung machen. Der Bruder meiner Freundin hat mich dann auf seinen Ausbildungsbetrieb, die EVAG, aufmerksam gemacht.“ Wie schnell es anschließend gehen kann, habe ich euch ja schon erzählt.

Schaltschrankaufbau für die praktische Zwischenprüfung

Schaltschrankaufbau für die praktische Zwischenprüfung

Mittlerweile steht Lukas kurz vor der „Abschlussprüfung 1“, umgangssprachlich auch Zwischenprüfung genannt. Seit Anfang Februar ist sein Arbeitsplatz die Lehrwerkstatt, wo er sich zusammen mit den anderen gewerblich-technischen Azubis sowohl auf den Theorie- als auch auf den Praxis-Teil vorbereitet. „Jetzt gerade bin ich beim Schaltschrankaufbau. In der praktischen Prüfung müssen wir diesen Aufbau mitbringen und innerhalb von sechseinhalb Stunden einen Änderungsauftrag durchführen. Das bereitet uns auf übliche Situationen im Alltag eines Elektronikers vor.“

Lukas‘ Highlight: Ja, die Prüfungsvorbereitung

Besonders gut gefällt ihm an der Ausbildung, „dass man unglaublich viel selbst arbeiten darf. Außerdem sind die Aufgaben total abwechslungsreich, was unter anderem daran liegt, dass wir hier die verschiedensten Einsatzbereiche kennenlernen.“
Mit Lukas‘ Antwort auf die Frage, was denn sein größtes Highlight der bisherigen Ausbildung sei, hatte ich so nicht gerechnet: „Neben den vielen Projekten, die wir Azubis hier geboten bekommen, fällt mir da als erstes die aktuelle Prüfungsvorbereitung ein. Hier werden fast alle ausbildungsrelevanten Themen kombiniert und praktisch angewendet: Baugruppen verkabeln, anschließen, in Betrieb nehmen und am allerwichtigsten: Die Fehlersuche!“ Die sei nämlich die Hauptaufgabe eines Elektronikers.

Anschließend vergleichen Lukas und ich den Aufbau unseres jeweiligen Berufsschulunterrichts: Während wir Industriekaufleute zwei Mal im Jahr für sieben Wochen im Schulblock sind, haben die Elektroniker immer vier Wochen Arbeit, dann zwei Wochen Schulblock. „In den Arbeitswochen treffen wir uns jeden Freitag in der Lehrwerkstatt zum Schreiben unseres Berichtsheftes. Außerdem haben wir freitags zwei Stunden Werksunterricht, wo unsere Ausbilder mit uns Unklarheiten aus dem Schulblock beseitigen. Das hilft uns sehr beim Verständnis des theoretischen Teils der Ausbildung.“

Gemeinschaftliche Fehlersuche

Auf einmal hören wir jemanden rufen: „Lukas, komm mal her!“. Wenig später steht Lukas zusammen mit drei Azubi-Kollegen an einem Schaltschrank und ich kann die Fehlersuche live und in Farbe beobachten. So eng mit den anderen Auszubildenden zusammenzuarbeiten, ist natürlich angenehm. Doch das ist nicht immer so: „Wenn wir in den verschiedenen Bereichen eingesetzt sind, gibt es pro Bereich meist einen, maximal zwei Azubis. Somit sehen wir uns normalerweise nur in den Pausen.“

Lukas und seine Kollegen bei der Fehlersuche

Lukas und seine Kollegen bei der Fehlersuche

Anders als wir Azubis in der Verwaltung stehen Lukas und seine Kollegen morgens um 06.30 Uhr umgezogen und arbeitsbereit auf der Matte. „Vorher gehen wir zu unserem Spind und ziehen unseren Blaumann an. Gearbeitet wird dann bis 15.00 Uhr. Außer Freitags, da können wir eine Stunde früher gehen. Um 08.00 Uhr und um 12.00 Uhr haben wir jeweils eine Viertelstunde Pause.“

„Und was machst du so außerhalb deiner Arbeitszeit?“, stelle ich meine letzte Frage. „Ich habe vor kurzem wieder angefangen, Fußball zu spielen. Wenn ich nicht selber auf dem Platz stehe, bin ich großer Dortmund-Fan. Momentan habe ich es also nicht so leicht“, lacht er. „Zuhause beschäftige ich mich viel mit meinen beiden Katzen. Vor einiger Zeit habe ich einen Staubsaugroboter gekauft, weil die Katzen Wattestäbchen für sich entdeckt haben und die Dinger jetzt in der ganzen Wohnung rumfliegen. Seitdem fahren meine Katzen immer auf dem Roboter durch die Gegend.“

Ich gucke auf die Uhr und merke, dass echt schon vier Stunden vergangen sind. So langsam heißt es also Abschied nehmen von Schaltschränken und Blaumännern. Und natürlich von Lukas. Ein unterhaltsames und zugleich lehrreiches Aufeinandertreffen ist vorbei und ich nehme den Bus zurück in meinen Büro-Azubi-Alltag.

Interessiert? Die EVAG hat für das Jahr 2017 noch Ausbildungsplätze zum Elektroniker für Betriebstechnik zu vergeben. Hier erfährst Du mehr über die Ausbildung und wie Du Dich bewerben kannst.

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